Spielende Erleuchtung
Vom Suchen und Finden der Erleuchtung: Zenita Komads Ausstellung „Spirituality is not Shopping“ im Jüdischen Museum
Wien – Schon beim Betreten von Zenita Komads aktueller Ausstellung Spirituality is not Shopping wird klar: Vereinzelung gilt hier nicht. Gleich am Eingang muss eine Spielkarte gezogen werden, um so das Orakel im nächsten Raum befragen zu können. Auch mehrere Teilnehmer sind dort eingeladen, Weissagung zu „spielen“ . Das kleine rote Büchlein im Nebenraum, das 121 von Komad gemeinsam mit Rebekka Hagg und Markus Mittringer erarbeitete Sprüche enthält, senkt sogleich überzogene Erwartungen: „Das Orakel ist kein Bankomat“ , mahnt es.
Das Büchlein befindet sich auf einem Sockel, in dem ein überdimensionierter Schlüssel steckt. Auf dem Boden bilden die Zahlen 1 bis 121 einen Davidstern. Ein Motiv, das sich darüber, in oben an der Decke gespannten Schnüren wiederholt. Das Symbol verweist nicht nur auf das Judentum, sondern auch auf die Beziehung zwischen Menschen und Gott. Allein funktioniert das mit der Spiritualität eben nur begrenzt, man braucht Gemeinschaft und ein Gegenüber.
Auch das Orakel ist für sich allein unzureichend. Um es zu komplettieren, benötigt es die Ziffern, die im Nebenraum unter einer Reihe von Collagen notiert sind. Hier wie im Büchlein sind die „Antworten“ nicht selbsterklärend. Erst wenn der das Orakel Befragende sie mit seiner eigenen Geschichte, mit Wünschen und Hoffnungen verbindet, ergeben sie einen (wenn auch nie letztgültigen) Sinn.
Im letzten Zimmer von Zenita Komads Ausstellung wird ein Film von Rebekka Hagg projiziert. Darin sprechen je vier Frauen und Männer in Sätzen eines Gedichtes. Auch hier gibt es keine einfachen Antworten. Der Besucher muss selbst fragen und mitdenken – oder besser mitspielen. Das bringt garantiert auch mehr Erleuchtung als ein Einkaufsbummel.
(Andrea Heinz, DER STANDARD – Printausgabe, 17./18. Dezember 2011)