Das Austrian Cultural Forum New York (ACFNY) zeigt pro Stockwerk jeweils eine Installation
Der Standard (Printausgabe), 21. Juni 2011
Nirgendwo drängt sich die scharfkantige Geometrie der New Yorker Straßenraster stärker auf als in Midtown-Manhattan - dort, wo sich das Österreichische Kulturforum befindet. Hier beschäftigen sich österreichische Künstler auf den untersten fünf Ebenen des 24-stöckigen CO2n, lediglich siebeneinhalb Meter breiten Raimund-Abraham-Baus mit den urbanen und den Ausstellungsräumen.
New Yorks abstrakte Architektur erscheint wie ein real gewordener Ausdruck von Esther Stockers an dreidimensionale Geometriezeichnungen erinnernde Installation: In einem engen, weiß ausgemalten Zimmer ragen von allen Seiten schwarze Linien und Figuren in den Raum. Auch Clemes Hollerers on the other side mit abgebrochenen, kreuz und quer im Raum liegenden Holzplanken im Stockwerk darunter liest sich als Großstadt-Kommentar. Baustelle oder Barriere - beides ist plausibel.
Zenita Komad und Michael Kienzer platzieren in ihrer Gemeinschaftsarbeit auf 16 Sesseln beschriftete Spiegel. Der Besucher sieht sich ständig selber, sprachlicher Bedeutung und menschlicher Identität legen sich spielerisch übereinander. Valentin Ruhry dehnt seine Raumuntersuchungen mit einer an frühe Science-Fiction erinnernde Lichttafel Hello World gleich bis ins Weltall aus, Im Winkel dahinter positioniert Daniel Domig einige seiner Gemälde auf einem zimmerfüllenden Holzgerüst. Wird hier zuletzt die Frage nach dem Raum traditioneller Kunst gestellt?
Der Versuch der Kuratoren David Harper und ACFNY-Chef Andreas Stadler, dem komplexen Thema "Raum" sowie fünf verschiedenen Künstlern gerecht zu werden, ist ehrgeizig, das Resultat geht flächenbedingt kaum über Ausschnittsansichten hinaus.
Die Schau scheitert. Aber sie scheitert erfolgreich. Mehr noch. Sie ist gelungen in einem vielleicht weniger beabsichtigten Sinn: Wer nach einer Runde durch die Fünf Räume in die Menschenströme der lauten, geschäftigen Fifth Avenue tritt, dem wird zumindest die Funktion des Kunstraums als Rückzuggebiet für Kontemplation bewusst. (Susanne Fuchs aus New York, DER STANDARD/Printausgabe 21. Juni 2011)