Meine Damen und Herren!
Am Beginn eines Museums steht vielfach eine Sammlung. Aber nicht jede Sammlung mündet in ein Museum. Es geht eben auch um das, was man heute „social responsibility“ nennt, also um den Entschluss Kunst der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Und auch wenn dieser Begriff an der Wende zum 18. Jahrhundert, als die ersten öffentlich zugänglichen Museen der Neuzeit gegründet wurden, noch unbekannt war, so ist die Öffnung der Kapitolinischen Museen 1734 oder jene des British Museum 1753 wohl nicht anders zu erklären, als dass es schon zu dieser Zeit die vermehrte Überzeugung gab – die bis heute Gültigkeit besitzt -, dass Kunst eben nicht nur etwas für die Reichen und Mächtigen wäre, sondern eine wichtige Funktion im Leben und in der Bildung aller Menschen spiele.
Nicht zufällig nimmt diese Entwicklung ihren Ausgang im Zeitalter der Aufklärung, jener Epoche also, deren Maxime es war, sich des eigenen Verstandes zu bedienen und selbst verschuldete Unmündigkeit abzulegen. Dazu ist Bildung erforderlich und eben auch Kunst, die eine der besten Schulen dafür ist, sich ein eigenes Urteil zu bilden, seine Meinung in der Auseinandersetzung mit Kunst zu formen, allenfalls auch zu revidieren und so im besten Sinne des Wortes mündiger zu werden.
Meine Damen und Herren!
Mit dem neuen Museum hier in Neuhaus bestätigt sich auch einmal mehr die wichtige Stellung, die Kärntner Künstler einnehmen.
Unweit von hier, in Bleiburg, hat der Wahlkärntner Werner Berg seine eindrucksvollen Studien zum bäuerlichen Alltag gemalt, Kiki Kogelnik wurde im selben Ort geboren, die Grand Dame der österreichischen Malerei, Maria Lassnig, stammt ebenso aus Kärnten wie manche „Stars“ der jungen und jüngsten Generation - etwa Gudrun Kampl und Zenita Komad, zwei Künstlerinnen, die übrigens auch mit Werken in der Präsidentschaftskanzlei vertreten sind –, so wie eine ganze Reihe anderer Künstlerinnen und Künstler, deren Werke man in diesem Museum bewundern kann.
Beeindruckt ist man auch, wenn man die Architektur des neuen Museums als Botschaft versteht: Ein Verbindungsstollen mit Ausblick auf verschiedene Ebenen. Die Sammlung verbindet gewissermaßen Ideen mit Objekten, Vorstellungen mit Kunstwerken, aber auch Menschen, die sich für Kunst interessieren, untereinander. Diese faszinierende Aufgabe wird in der Architektur des neuen Hauses zum Ausdruck gebracht und erfüllt.
Eine sprechende Architektur in einer Region, wo nicht immer das Verbindende im Vordergrund gestanden ist.
Dieses Museum kann und soll daher als ein wichtiges Zeichen für Kärnten verstanden werden, soll helfen, die Angst vor Verschiedenheit zu überwinden und das Gemeinsame aus verschiedenen Blickwinkeln erkennen lassen.
So bleibt nur zu wünschen, dass dieses Haus ein Ort der Begegnung, des Miteinanders und der Freude an der zeitgenössischen Kunst werden und bleiben möge. Ihnen, Her Diplomkaufmann, gratuliere ich nochmals sehr herzlich und wünsche Ihnen und dem neuen Museum alles Gute!