Texts

Ho Leng
— “The Great Expectation” in fragments

Peter Weiermair
Rede zur Eröffnung der Ausstellung Zenita Komad, Rosmarie Lukasser und Terry Fox am 29.01.2013

Christine Wetzlinger-Grundnig
— Harpyie (deutsch)
— Harpyie (english) 

Peter Gorsen
— The Supremacy of Ambivalent Feelings and
Coquetry with Things

— Die Macht der ambivalenten Gefühle und das Kokettieren mit den Dingen

Nathalie Hoyos
— 80 Days around the World. 10 Years of Zenita City.
— In 80 Tagen um die Welt. 10 Jahre Zenita City.

John Welchman
LBZK: Heart Mistresses

Himali Singh Soin
Eternally, I Am Your Yes – Zenita Komad

August Ruhs
— Back To The Roots oder Anleitung zur richtigen Wurzelbehandlung

Hans-Peter Wipplinger
— On the Insatiable Hunger of a Deeply-rooted Need to Visualise. An Attempt at a Localisation of the Artistic Practice of Zenita Komad.
Über den unstillbaren Hunger eines tief verwurzelten Vergegenwärtigungsbedürfnisses. Versuch einer Verortung der künstlerischen Praxis von Zenita Komad.

Markus Mittringer
— Dear z.
liebe z.
Überall ist Zenita City
— incensed
— im weihrau(s)ch
A solemn mass for the poor hubbles
— Feierliche Messe für die armen Hubbles

Lothar Schmidt
— Eulogy by Lothar
— Eloge von Lothar

Gerald Matt
— Canned Chess! Recollections on the Genesis of Zenita Komad’s “Operation Capablanca”.
— Schach der Konserve! Erinnerungen an die Genese von Zenita Komads Operation Capablanca.
— Interview: I use mayself as material …
— Interview: Ich verwende mich als Material …

Ingried Brugger
Statement (English)
Statement (German)

Margarita Thurn
The Soul of the Child
Kleider machen Leute

Peter Vuijca
Schachoskop

Stefan Musil
Marias Pfeil

Lucas Gehrmann
Bildobjekte, Subjekt-Bilder
Poesie der Zeichen
Operation Capablanca, Music-dramatic
Moves with 264 Open Outcomes

Operation Capablanca, ein musikdramatischer
Felderzug mit 264 offenen Ausgängen

Alexander Pühringer
— And Zarathustra climbed back into the mountains, thus to speak no more.
Und Zarathustra geht zurück in die Berge und schweigt

Franz Graf
— Kampfzone

Helen Chang Morris
God Speed your Tongue

Peter Noever
Quotes / Zitate

Ursula Krinzinger
In Conversation with Zenita Komad 

Johannes Rauchenberger
God is Not Nothing (Interview with Zenita Komad)
Interview zur Ausstellung „I Love God“
Be Light unto the World (Galerie Gölles)
Sei Licht für die Welt (Galerie Gölles)

Danielle Spera
Salvation cannot be bought
Seelenheil kann man nicht kaufen

Almuth Spiegler
Zenita Komad: “God Is Not a Cash Machine”
Zenita Komad: „Gott ist kein Bankomat“

Meinhard Rauchensteiner
The Comfort of Questioning
Geborgenheit des Fragens

Komad/Hagg/Mittringer
Oracle

Felicitas Thun
Rivoluziona la vita! – Zenitas Opfer?

Susanne Längle
At the Beginning was Simplicity

Clarissa Mayer-Heinisch
— Zenita’s Universe – Anleitung zum Glücklichsein

Zenita Komad: „Gott ist kein Bankomat“

Almuth Spiegler in „Die Presse“, 11.7.2012

Komad macht sich im Kulturzentrum der Minoriten auf die Suche nach einer neuen Spiritualität. Zwischen Esoterik, Weltreligionen, Konsumversuchung. Mit über 1000 Meter Seil ihr spirituelles Spinnennetz enttarnt.

Es ist ein alter Trick, aber er funktioniert. Im Georgskloster im Vadi Kelt in Israel etwa. Da ist die Eingangstür so nieder, dass man gezwungen ist, seinen Kopf demütig zu senken, wenn man eintreten will. Auch dem Besucher von Zenita Komads Ausstellung im Grazer Minoriten-Zentrum bleibt nichts anderes übrig, als erst einmal das Haupt zu beugen, vor dem Ort und dem Geist darin. Ein elegantes, blutrotes Seil läuft in Stirnhöhe quer über den Stiegenausgang im ersten Stock. Verschwindet wieder in der Wand. Durchbricht das Fenster. Spannt sich hinaus in den Hof des alten Klosters. Kehrt wieder zurück. Durchmisst Raum für Raum, kreuz und quer das Kunstzentrum. Als wären die Kraftlinien, an deren Kreuzungspunkten sich alte Kultplätze schon immer gerne befunden haben sollen, plötzlich sichtbar geworden.

Mit über 1000 Meter Seil hat die 27-jährige, in Klagenfurt geborene, in Wien ausgebildete, in ihrem „Zenita Universe“ aufgehende Künstlerin ihr spirituelles Spinnennetz enttarnt: „Alles ist mit allem verbunden“, sagt sie, ob das jetzt Menschen oder Weltreligionen betrifft. Mit schweren alchemistischen Pendeln, gemacht aus Kupfer und Eisen, gefüllt mit Salzkristallen, hat sie dieses Netzwerk angezapft, sie hängen in vier Räumen von der Decke und ziehen in den Sand unter ihnen meditative Kreise.

„Ich verzeihe mir – und allen anderen“

Aus Sand ist auch der „Altar“, den Komad aufgebaut hat: „Ich verzeihe mir“ entziffert man auf dem Sandbild die dreidimensionalen, herunterpurzelnden Buchstaben, die am Boden ergänzen: „und allen anderen“. Vor so viel austherapierter Weisheit darf, muss man opfern und auf einem Stein „heilige Substanzen“ wie Weihrauch, Sandelholz oder Minze verbrennen. Und nachdenken. Ja, Komad meint das wirklich ernst, das ist kein seichter Multireligionskitsch. Sie lernt Hebräisch, Zen-Bogenschießen und allerlei Schamanisches. Sie verkörpert mit heiligem Ernst das, was Anfang des 21.Jahrhunderts die erste erwachsene „global generation“ durch die Weltgeschichte treibt, die Suche nach einer neuen Spiritualität. Der Ausstellungstitel „I love God“ kommt bar jedes Zynismus von Komads Herzen, garantiert.

Es ist der Hauch von Ironie und Diven-Pop, der den Jungmädchenpathos so authentisch belässt wie interessant macht: „Gott ist das Nichts“ liest man knallig auf einer Leinwand. Doch über das „Nichts“ hat sich in roter Farbe ein feines „nicht“ geschummelt – „Gott ist nicht Nichts“ wäre eine andere Lesart. Lässig scheint sich das große Bild die Jeansjacke einer Riesin um die Schultern geworfen zu haben. Der Schutzmantel einer Madonna? Oder der Vorhang, der in der Kunstgeschichte entweder vor besonders obszöne oder besonders heilige Bilder gehängt wurde?

Auch das Reliefbild eines Bankomaten bekam eine derart alltägliche Ummantelung – „Gott ist kein Bankomat“ steht darüber. Vom prallen Konto der Weltreligionen kann man eben nicht einfach so abheben für sein Seelenheil. Und Erleuchtung ist kein Caffè Latte, könnte man ergänzen. Die Ambivalenz einer Sinnsuche in beschleunigten Zeiten von Facebook und Billigfliegern ist Komad wohl bewusst. „Spirituality is not Shopping“ nannte sie ihre vorhergegangene Ausstellung im Wiener Jüdischen Museum. Wie dort wurde auch bei den Grazer Minoriten eine ganze Wand voll Orakel-Collagen gehängt – historische Stiche mit flotten Sprüchen: „Die Realität ist eine Kopie“. „Ich pfeif auf das ganze Demutsgequatsche“. Oder ohne Worte: Die Gesetzestafel, die Moses in Händen hält, ist herausgeschnitten. Die reine Lehre: das Nichts. Oder ein unbeschriebenes Blatt.

Was einem solchen leicht passieren kann, wird einem drastisch im Film von Rebekka Hagg, Komads Schwester und ebenfalls Künstlerin, vor Augen gehalten: Das Mädchen beginnt in weißem Prinzessinnenkleid den Tag, doch schon das Zeitunglesen hinterlässt erste Farbspuren, emotionale Markierungen. Die Freundin, das Telefonat, die Verkäuferin, der Verehrer – alle besudeln sie ständig, unbemerkt von der Trägerin. Bis ihr am Ende eine gleich gesinnte Seele begegnet, ebenfalls von oben bis unten voll Farbe. Doch sie erkennen sich nicht, natürlich.

Die zweite Gästin, die Komad in ihr Kraftnetz gesponnen hat, brachte ein kostbares Geschenk mit. Komads Herzschlag, aufgezeichnet auf Platten aus Eis. Wird eine solche einmal die Woche auf den Plattenspieler gelegt, schmilzt der Ton in wenigen Minuten dahin. Man muss eben sehr achtsam lauschen, auf das Herz des anderen.

Mariahilferplatz 3, Graz, bis 16. September.
Im Juli/August nur Sa und So 11–17h.