Eröffnung | Opening: Fr, 5.12.2014, 18–21 Uhr
Fri, Dec 5th 2014, 6 pm to 9 pm
Eröffnungsrede | Opening speech: Katrin Bucher Trantow
die Künstlerin ist anwesend | the artist will be present
Ausstellungsdauer | Exhibition Data
6. Dezember 2014 bis 28. Februar 2015
Di bis Fr, 14–18 Uhr; Sa, 10–13 Uhr
December 6th 2014 to February 28th 2015
Tue to Fri, 2 pm to 6 pm; Sat 10 am to 1 pm
Es gibt nur ein einziges großes Abenteuer,
das innere Abenteuer der Suche nach unserem Selbst,
und dabei spielen weder Zeit noch Raum,
ja nicht einmal Taten eine Rolle.
—Henry Miller (1)
Eines haben alle Bilder Zenita Komads gemein: das Format – 150 × 110 cm. Das ist zumindest ihre Netto-Größe, denn durchaus ist es möglich, dass aus ihnen oder über sie hinaus etwas wächst, hängt, ragt, sie verkleidet oder sie miteinander verbindet. Darüber hinaus können sie sich im Raum formieren zu Objekten oder richtiger: zu Räumen – aufgebaut wie Kartenhäuser, zweigeschoßig meist. Deren geschrägte Außenwände zeigen dann jeweils ein vertikales Bilder-Duo; von vorne/hinten betrachtet bilden die zu tektonischen Elementen geratenen (sieben) Bilder mehr-dreieckige, Tor-artige (Durchgangs-)Räume mit zugleich buchstabenähnlichem Schnitt (unten ein M, mittig ein quer liegendes I, als „Dach“ ein querbalkenloses A – was gemäß komadinischer Wort-Kombinatorik gelesen werden kann als „I am“, „am I a (?)“, aim“ u.s.f.); und in der Schrägbild-Ansicht geraten sie zum Objekt, das alle genannten Eigenschaften (in sich) vereint. In diesen multiperspektivischen Bild-Raum-Text-Objekt-Gefügen finden überdies sowohl extro- als auch introvertierte „Kommunikationen“ statt: vier Bilder wenden sich explizit ihren BetrachterInnen zu, zwei – die inneren im Erdgeschoß – sind primär einander zugewandt, und eines, das lastend-tragende horizontale Bild, verrät uns Außenstehenden nichts über sich selbst, sofern es ins Dach hinauf blickt.
Zenita Komad steckt neuerdings ältere Bilder in ihre eigenen Kleider. Der 2005 geäußerten Bildtext-Aussage Gott ist (nicht) das Nichts hängt sie einen blaugrünen Blazer um, aus dessen Außentasche ein roter Kamm hervorleuchtet. Zu lesen ist jetzt (nurmehr): OT VST (icht) AS ICHT. Der Blazer fungiert damit als partieller Vorhang eines Rätsels, den wir zwar – barbarisch? – öffnen können, um zu höherer Erkenntnis zu gelangen (nebenbei: in der Antike und in der Renaissance war es üblich, Gemälde mittels Vorhängen vor Licht wie auch unbefugten Blicken zu schützen), er ist zugleich aber auch persönliches Utensil der Autorin, die uns damit sagen dürfte: das bin ich – und um was anderes kann es gehen, als unser eigenes Selbst zu finden?
Lucas Gehrmann
(1) Henry Miller, Wendekreis des Steinbocks, Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt 1997, S11f.